Uelis Familie und wie es weiter ging (siehe auch Epilog
«Res
und Bäbeli»)
Das Leben von Ueli schien unsteht gewesen zu sein. ich
werde versuchen, mehr über diese Familiengeschichte
herauszufinden (René Loosli).
Irgendwie schien aber die
Familiengeschichte noch nachzuwirken (Erzählungen
meines Vaters).
Der folgende Abschnitt (Wie es mit
Adolf und Paul Loosli weiterging, die nach Deutschland
emigrierten, wird auf Wunsch von Herbert Loosli
abgedeckt).
Mein Grossvater Fritz (Friedrich) hat eine Cousine
geheiratet (Ottillia, von Wyssachen, Tochter von Karoline,
und diese wiederum Tochter des Res). In dieser Familie
traten Ereignisse zu Tage, deren Wurzeln wohl ebenfalls weit
in die Vergangenheit zurückreichen. Die
Gärtnersfamilie brachte es zu einigem Wohlstand,
zuletzt besass sie einen grossen Betrieb auf dem
Mutschellen.
Mein Vater, als jüngerer der beiden Söhne,
entschloss sich auf Drängen der Eltern zu einer
Gärtnerlehre, die er in Horgen absolvierte. Nach seiner
Ausbildung, wiederum auf deren Drängen, arbeitete er
dann im eigenen Betrieb; erfolgreich, aber ohne Lohn. Die
Eltern hatten ihm versprochen, er könne den Betrieb
einmal übernehmen.
Im nahen Eggenwil lernte er dann seine Frau, Hedy Hunziker,
kennen. A
rmins Eltern sahen diese
Verbindung nicht gerne. Ihre Meinung taten sie in liebloser,
ja grob beleidigender Art und Weise kund. Es war daher nur
zu verständlich, dass Hedy sich enttäuscht und
unmissverständlich dazu äusserte: «In diesem
familiären Umfeld sei es ihr unmöglich, eine
eigene Familie zu gründen. Dieses religiöse Getue
gepaart mit dieser lieblosen Ablehnung seien
beängstigend und ihr unheimlich.»
A
rmin hat in diesem
religiösen Zirkel nie mitgemacht und hatte seine
diesbezügliche Ablehnung nie verheimlicht. Er hoffte
weiter auf eine gemeinsame Zukunft mit Hedy im dem ihm
versprochenen Gärtereibetrieb. Gerade, weil er sich
diese Zukunft anders vorstellte: Sein Ziel war es, ein
offenherziges und freundliches Gartencenter auf dem
Mutschellen aufzubauen, mit vielen Blumen und mit Hedy!
Überall, wo wir später wohnten, gehörte
ein schöner Garten dazu; mit vielen Blumen. Dieser
Liebe zum fruchtbaren und farbenprächtigen Garten
blieben Hedy und Armin immer treu.
Mein Vater verhielt sich, trotz dieser unschönen
Erlebnisse, gegenüber den Eltern weiterhin loyal. An
seine Zukunftspläne glaubte mein Vater bis zu jenem
Tag, als diese in totaler Verachtung seiner Treue zur
Familie und seines Einsatzes für den Betrieb die
Bemerkung fallen liessen: «Wir könnten es
eigentlich viel schöner haben, wenn wir nicht mehr
für Dich sorgen müssten,
A
rmin!» Damit war der
Zapfen ab! Dies wollte mein Vater auf keinen Fall: Seinen
Eltern auf der Tasche liegen. Noch weniger, dass diese das
Gefühl haben, sie müssten für ihren Sohn
sorgen. Eigentlich eine völlig abstruse Umkehr der
Tatsachen: Mein Vater hatte damals mit grösstem Einsatz
gearbeitet, den Gemüseverkauf an Grossisten in
Zürich aufgebaut, das Geschäft mit Erfolg
vorwärts gebracht.
Für meinen Vater war der Zeitpunkt gekommen, seine
Zukunft selbst in die Hände zu nehmen, nochmals von
vorne zu beginnen, das Projekt «Gartencenter»
fahren zu lassen. Er zog aus; mit 200 Franken im Sack als
Startkapital für das Zimmer in Zürich. Erst
später erhielt er für zehn Jahre Arbeit im
elterlichen Betrieb 10'000 Franken Lidlohn; nicht ganz
freiwillig. Die Eltern hingegen, verkauften Ihre
Gärtnerei Stück für Stück. Im Bann einer
Sekte, erhielten wohl auch diese Leute ihren Anteil;
wahrscheinlich wurde den Eltern dafür das Seelenheil
versprochen. Darum wurde das Land der Gärtnerei
Stück für Stück verkauft; am Schluss war
nichts mehr vom ehemals grossen Betrieb übrig. Und fast
wie der Ueli wurde mein Vater dann ans Sterbebett seiner
Mutter gerufen (der Vater Fritz war schon vorher gestorben).
Die Mutter von A
rmin konnte nichts mehr sagen,
war zu schwach dafür. Es war ein Abschied ohne
Worte...
In unserer Familie ging es anders weiter. Durch die Abkehr
von seiner Familie musste das junge Ehepaar ganz von vorne
beginnen. Dies war nicht immer leicht! Mein Vater liess die
alten Geschichte hinter sich, ohne jemals schlecht über
seine Familie zu reden, kümmerte sich um seine eigene
Familie. Zuerst als Gärtner, dann als Mitarbeiter der
Huber AG (heute Huber+Suhner) in Pfäffikon ZH und zum
Schluss bei der Sulzer AG, Verfahrentechnik, in Winterthur.
So entstand im Laufe der Jahre bescheidener Wohlstand: Das
erste Auto kam (R 4), dann konnte das Haus in
Wallenwil-Eschlikon TG gekauft werden (Dafür erhielt
Armin ein kleines, zu verzinsendes Darlehen seiner Eltern,
das ihm später an sein Erbe angerechnet wurde). Noch
später kam ein kleines Häuschen im Tessin (Bogno)
dazu.
Bei uns zuhause wurde viel am Familientisch geredet. Alles
Mögliche, auch Philosophisches, war Gegenstand von
engagiert geführten Diskussionen. Man suchte und
verteidigte den Sinn hinter der Sache. Mein Vater und ich
(und wohl auch meine Geschwister) waren uns dabei nicht
immer einig, das Gespräch wurde aber deswegen nicht
abgebrochen.
Vater war sparsam. Uns Kindern war damit später
geholfen. Mir und Romy, als wir 1980 unser Haus kaufen
wollten, die letzen Franken zusammenkratzten und es trotzdem
nicht ganz reichte. Gleich ging es auch meinem Bruder Heinz,
als er sein Haus kaufte. Und als das Haus in Wallenwil
verkauft wurde, ist das Geld unter die Kinder aufgeteilt
worden. Danke! Das Berner Erbrecht ist
rehabilitiert!
|
Meine Grosstante Sonja Loosli, Tochter des Adolf Loosli
(*1909) schrieb am 27. April 2003 ins Gästebuch
Lieber René, Ich komme sehr, sehr gerne an das
Familientreffen. Bin total neugierig darauf, Euch
kennenzulernen. Ich habe sehr viele Familiengeschichten von
meinem Vater erzählt bekommen. Und ich wusste auch,
dass ich einige Cousinen oder Cousins habe, die ich leider
nie kennengelernt habe aufgrund des grossen
Altersunterschiedes. Denke nur, Dein Vater, der ja mein
Cousin ist, ist nur 5 Jahre jünger als meine Mutter
(Jg.1920).
Von meinem Vater und seinem Bruder Karl weiss ich, dass
seine Mutter, Marie Loosli Anliker 16 Jahre alt war, als sie
Ulrich Loosli heiratete der zur Zeit der Hochzeit 21 Jahre
alt war. Die Hochzeit war 1893. Ich habe ein Foto. Sie
musste 18 Kinder austragen und starb im Alter von 38 Jahren
(verblutete) bei der Geburt des 18. Kindes (vermutlich
Plazenta previa) im Spital. Mein Vater war zu dieser Zeit
etwa 4 oder 5 Jahre alt. Das Bild von ihr, welches auch Du
ins Internet gestellt hast (weisse Bluse, langer dunkler
Rock) ist kurz vor ihrem Tod aufgenommen worden. 8 der 18
Kinder überlebten die ersten Jahre nicht. Einige
starben unmittelbar nach der Geburt andere im
Kleinkindalter.
Von Deinem Grossvater (Fritz) weiss ich nicht sehr viel. Ich
habe ihn leider nie kennengelernt. Ich weiss nur, dass er
und seine Frau Ottilie (da sind sie wieder, diese
Erzählungen) religiöse Ambitionen hatten, die
nicht auf sehr viel Gegenliebe in der Familie gestossen
sind. Er war, soviel ich weiss, der Einzige, mit dem mein
Vater nur noch sehr wenig Kontakt hatte.
Die anderen Brüder und Schwestern habe ich alle noch
gekannt und sehr gemocht. Es waren alles durchwegs sehr
liebenswerte, wenn auch spezielle Menschen. Da war Onkel
Rudolf mit seiner Frau Rosa (?). Er lebte in oder bei
Burgdorf (müsste ich nochmals nachfragen) und hatte
einen Sohn, den ich anlässlich des 80. Geburtstages von
Rudolf kennenlernte. Ich war damals 14 und der Sohn von
Rudolf bereits über 60. Dieser Sohn hiess ebenfalls
Rudolf und ist kurze Zeit später mit seiner Frau nach
Spanien ausgewandert. Ich denke nicht, dass er noch lebt und
ich weiss nicht, ob es noch andere Kinder gab. Müsste
ich meine Mutter fragen.
Ebenfalls in Burgdorf wohnte Karl Loosli, der ja dann auch
das Buch "Res und Bäbeli" aufgrund von Erzählungen
einer alten Tante geschrieben hat bzw. hat schreiben lassen.
Ich habe dieses Buch vor Jahren bei der Landesbibliothek
angefodert, gelesen und kopiert. Karl war verheiratet mit
Lisa Loosli-?. Sie hatten eine Tochter, die im Alter von 10
Jahren auf ganz tragische Weise an Diphterie erkrankte und
verstarb (eine Nachbarin setzte anscheinend absichtlich das
Mädchen ans Krankenbett ihrer Tochter), was wiederum
Karl und Lisa in eine Lebenskrise geworfen hatte. Sie
wollten beide gemeinsam aus dem Leben scheiden (sie wollten
sich in der Aare ertränken) und sind anschliessend
für einige Zeit in psychiatrischer Behandlung gewesen.
Lisa konnte keine Kinder mehr bekommen. Sie war eine kleine,
zerbrechliche Person. Sie haben sich jedoch wieder gefangen
und ein Mädchen adoptiert. Diese Frau (Trudi
Dähler-Loosli) lebt mit ihrem Mann in Wynigen/BE.
Karl Loosli hat übrigens auch Stammbaumforschung
betrieben, welche sich im Besitz von Trudi befindet. Von ihm
habe ich die Fotos bekommen und auch viele Erzählungen.
Karl war übrigens nebenbei auch Kunstmaler. Von ihm
habe ich die Adresse eines amerikansichen Grossonkels
bekommen, mit welchem ich dann kurz mal schriftlichen
Kontakt hatte. Dieser ist jedoch ziemlich bald nach unserem
ersten Schriftwechsel gestorben. Seine Kinder haben mir
einen Nachruf geschickt.
Lina Loosli wohnte in Oberburg und heiratete einen
Fankhauser (oder Frankhauser), hatte selbst jedoch keine
Kinder. Marie Loosli wohnte ihn Würenlos war mit einem
Huwyler verheiratet und hat meines Wissens eine Tochter
names Silvia, deren Adresse ich von meiner Mutter noch
erfahren könnte. Rosa Loosli wohnte in Zürich in
der Kanzleistrasse. Den Namen ihres Mannes müsste ich
bei meiner Mutter erfragen. Sie hatte auch 2 oder 3 Kinder,
deren Namen ich jedoch nicht kenne. Ernst Loosli habe ich
nie kennengelernt. Von ihm weiss ich nichts. Evtl.
wüsste meine Mutter mehr.
Dann waren da noch die Zweieiigen Zwillingen Paul und
Werner. Paul ging ja wie du weisst auch nach Deutschland und
für Deutschland nach Russland. Er brachte von dort
seine Frau Taissa mit und lebte mit ihr und seinen 5 Kindern
(4 Mädchen und 1 Sohn) in Nürnberg. Sein Sohn
(Herbert Loosli, ca. 52 Jahre) wohnt heute in der
Lüneburger Heide. Seine Adresse ist mir bekannt.
Werner Loosli lebte in Basel. Er verstarb im Alter von ca.
64 an Leukämie. Er hatte zwei Kinder aus erster Ehe
(einen Sohn dessen Name mir entfallen ist und eine Tochter
namens Laila) und war in zweiter Ehe mit Marlies Loosli-?
verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn (Ruedi). Dieser
lebt noch immer in Basel und dürfte heute etwa 53 Jahre
alt sein. Und dann war da eben noch mein Vater.
Adolf Loosli, von dem ich logischerweise am meisten weiss.
Als er 4 oder 5 Jahre alt war starb seine Mutter Marie bei
der Geburt des 18. Kindes (s.o.). Sein Vater Ulrich hatte
bereits nach kurzer Zeit eine Liaison mit einer Wirtin und
verbrachte die meiste Zeit in deren Beiz. Mit der Erziehung
der noch kleineren Kinder war er natürlich
überfordert. So wurden die Kinder verteilt. Mein Vater
kam zu einem Onkel (er nannte ihn nur Onkel, den Namen kenne
ich nicht). Er musste auf dessen Hof als "Verdingbueb" zum
Teil schwere Arbeit leisten und wurde geschlagen. Die Tante
war auch keine Unterstützung. Nur der Grossvater,
welcher auch auf dem Hof lebte, hielt ab und zu
schützend die Hand über ihn. Die Fürsprache
eines Lehrers, Adolf doch auf eine höhrere Schule zu
schicken, liess der Onkel abblitzen. Dies hatte mein Vater
übrigens bis ins hohe Alter nicht verdaut. Er war - wie
alle Looslis, die ich kennengelernt habe, sehr intelligent
und musisch veranlagt. Auch er malte sehr schöne
Landschaftsbilder (Kohle) und war sehr musikalisch.
Später dann, als er alt genug war flüchtete er vom
Hof des Onkels. Sein Lebensweg führte ihn vor lauter
Aussichtslosigkeit in der Schweiz dann tatsächlich nach
Deutschland, wo er sich, wie viele andere auch, eine Chance
erhoffte. Und es war schon so, dass er kaum, dass er in
Russland war, seinen Fehler bemerkte. Er erzählte mir,
dass man ihnen bei der Rekrutierung sagte, sie zögen
jetzt in ein Land voller Barbaren aber er sei angekommen und
hätte Menschen getroffen. Er hat dieses Land und seine
Menschen in kürzester Zeit sehr schätzen gelernt.
Diese Menschen dort haben ihm auch geholfen zu
überleben und er war Zeit seines Lebens ein grosser
Freund der russischen Mentalität. Er wäre gerne
dort geblieben, was aber aus bekannten Gründen nicht
möglich war. Er kam wieder nach Deutschland zurück
und konnte bis im Jahr 1958 nicht mehr in die Schweiz. Er
wäre sofort als politischer Straftäter verhaftet
worden, weil er die Schweizer Armee unerlaubt verlassen hat.
Er hat seine Heimat in dieser Zeit sehr vermisst.
1952 heiratete er meine Mutter, Paula Zolg. Sie war
geschieden und hatte 4 Kinder. Er war bereit, mit ihr die
grosse Familie mitzutragen. 1958 ereigneten sich zwei Dinge
die ihn sehr bewegten. Er durfte das erste Mal nach langer
Zeit wieder in seine Heimat reisen ohne mit Repressalien
rechnen zu müssen und unplanmässig kam ich auf die
Welt. Er war bereits 49 Jahre alt.
Er war ein sehr aufrechter, ehrlicher Mensch und liebte
Kinder über alles. Ein Sohn eines Zürcher
Bekannten hat einmal zu mir gesagt: "Sonja, wenn dein Vater
nicht gewesen wäre, wären wir wohl alle
verhungert. Wenn er einmal von dieser Welt muss ist das
für mich schlimmer, als wenn mein eigener Vater gehen
muss." Mein Vater lebte als zufriedener, sehr ausgeglichener
und gütiger Mensch und von allen "seinen" Kindern
geliebter Vater in einer Kleinstadt in Süddeutschland
(Blumberg/Baden) und starb am 22.10.1998 im Alter von 89
Jahren.
Leider waren Dein Grossvater und er sich wohl nicht sehr
hold und dies hat natürlich auch die Aussagen des einen
über den anderen beeinflusst. Uebrigens war ich mal vor
Jahren mit ihm in Zofingen. Er hat mir sein Elternhaus
gezeigt. Vergangenes Jahr bin ich nach Eriswil und habe dort
nach dem Gasshaus gesucht. Leider vergebens!
Ich selbst bin seit 1978 wieder in der Schweiz bin
geschieden und lebe mit meinen 3 Kindern (Diana, 19,
Andreas, 16 und Fabio, 14) in Schaffhausen, bin
berufstätig (Kauffrau), leite einen Rock-Pop Chor in
Schaffhausen (www.active-voices.ch). treibe sehr viel Sport
und interessiere mich seit langer Zeit sehr für die
Geschichte unserer Familie.
Ich finde es drum ganz toll, dass du diese
Stammbaumforschung betreibst. Wenn ich dir irgendwie
weiterhelfen kann, tue ich das gerne. Bis ich auf deine
Homepage gestossen bin, wusste ich zwar, dass ich in der
Schweiz wohl noch einige Verwandte habe, aber ich hätte
nie gedacht, dass ich diese mal kennenlernen würde. Ich
freue mich sehr darauf!
Liebe Grüsse aus Schaffhausen Sonja Loosli
|